Lange Nacht der Wissenschaften
Spionagekrimi um geheime Luftbilder
„Das hat schon was von James Bond“, sagt Prof. Matthias Forkel mit einem Augenzwinkern über die Satellitenbilder der Keyhole-Mission. Der ganze Prozess der hochgeheimen Filmaufnahme war so unglaublich, dass es die Fotos eigentlich gar nicht geben dürfte. Tatsächlich sind die einst streng geheimen Aufnahmen dank des Landesamtes für Geobasisinformation Sachsen (GeoSN) jetzt sogar open data und für jedermann verfügbar.
Im Geoportal Sachsenatlas präsentieren wir anlässlich der Langen Nacht der Wissenschaft in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Fernerkundung der TU Dresden die eindrücklichsten Aufnahmen. Per Kartenviewer und Slide-Funktion lässt sich Pixel für Pixel nachvollziehen, was sich in Sachsen über die Jahrzehnte verändert hat.
Die analogen Fotos wurden in mühevoller Detailarbeit von Wissenschaftlern der TU Dresden digital aufbereitet und zusammen mit dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit künstlicher Intelligenz ausgewertet, um daraus Veränderungen von Wäldern, Landwirtschaft und Siedlungen von den 1960er Jahren bis ins Heute zu kartieren. Auf 1,80 Meter genau sind die Luftbilder aus den 70er Jahren. Zum Vergleich - heutige Aufnahmen haben eine Auflösung von 20 cm. Auch da ist über die Jahre viel passiert.
Doch nicht nur aus technischer Perspektive sind die einst streng geheimen Satellitenaufnahmen der CIA interessant. Auch historisch gibt es pikante Details: Die 1960er Jahren waren im damaligen Sachsen von besonderer Geheimhaltung und verschärften Sicherheitsbestimmungen geprägt. Die Landesvermessung selbst galt als hochsensibler Bereich ebenso wie der VEB Geodäsie und Kartographie, wie das heutige GeoSN bis zur Wende hieß. In das Betriebsgebäude am Olbrichtplatz kam nur befugtes Personal, das an der Pforte streng kontrolliert wurde. Die Kartographen von damals mussten ihre Schränke und Büros nach Dienstschluss extra versiegeln – erinnern sich ehemalige Kollegen bis heute.
„Während also die DDR penibel darauf bedacht war, ihre Vermessungsdaten und die daraus angefertigten Karten als geheime Verschlusssache zu behandeln, damit bloß keine kritischen Informationen nach außen gelangten, flogen die Amerikaner einfach über Sachsen hinweg und dokumentierten alles, was man von oben erkennen konnte“, bringt GeoSN-Präsident Ronny Zienert diese unglaubliche Geschichte auf den Punkt.
Die Lange Nacht der Wissenschaft ist Anlass, hierzu mit Experten und Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen. Ein Filmscreening sowie eine moderierte Runde bildet den Auftakt:
Wann: Freitag, 20. Juni 2025 um 19.30 Uhr
Wo: Hülße-Bau der TU Dresden, Helmholtzstraße 10
Wer: Prof. Matthias Forkel (TU Dresden), Andreas Klenner (GeoSN), Peter Bien (GeoSN), Michael Möller (bsf-swissphoto), Dr. Johannes Franke (LfULG)